Einkreuzen in der Rassehundezucht bedeutet das Einbringen von rassefremden Hunden in eine bis dahin geschlossene Zuchtpopulation. Dafür ebenso wie für das spätere Rückkreuzen braucht es neben der Fremdrasse selbstverständlich reinrassige Vertreter der genetisch aufzufrischenden Gruppe. Selbst wenn wir uns immer wieder über von außerhalb des Vereins zu uns findende Hunde freuen dürfen, deren HalterInnen sich mit unserem Projekt identifizieren können, mögen wir uns dennoch nicht von der Qualität der Rassehundezucht eines anderen Vereines abhängig machen. Aus diesem Grund züchten wir bei ProKromfohrländer auch reinrassige Hunde. Damit haben wir die Kontrolle über deren Herkunft, die gesundheitliche Situation und die genetischen Voraussetzungen. Als derzeit einziger Kromfohrländer-Zuchtverein arbeiten wir mit dem Genlabor Feragen in Österreich zusammen. Dort können wir die genetische Verwandtschaft zweier Tiere sehr genau überprüfen und somit verantwortungsvolle Verpaarungen auch mit reinrassigen Hunden ermöglichen. Unser früheres Genlabor MyDogDNA (inzwischen Wisdom Panel) bietet diese Möglichkeit nicht mehr an. Der Anteil der bei uns geborenen reinrassigen Welpen liegt aktuell bei 28,8 % (Stand 2023).
Bei Suche nach einer geeigneten Fremdrasse zum Einkreuzen lag ein großer Schwerpunkt auf Gesundheit, Langlebigkeit und einem ausgeglichenen Wesen. Größe, Körperbau und Proportionen sollten ähnlich sein, wobei sich das äußere Erscheinungsbild züchterisch relativ leicht beeinflussen lässt, daher liegt hier nicht das Hauptaugenmerk. Der dänisch-schwedische Hofhund (Dansk-Svensk Gårdshund) bringt all diese Eigenschaften mit sich. Er ist ein kleiner, robuster gescheckter Hofhund mit hoher Lebenserwartung. Er wird mehr auf Gebrauchsfähigkeit, Sportlichkeit und Unkompliziertheit als auf Schönheit gezüchtet. Das hat dazu beigetragen, dass bisher wenig gesundheitliche Probleme in dieser Rasse auftreten. Lediglich die juvenile Femurkopfnekrose hat man bei einigen Hunden dieser Rasse gefunden. Diese Erkrankung wird aber schon in einem sehr frühen Alter auffällig, sodass die betroffenen Tiere nie zum Zuchteinsatz kommen. Zudem werden in Schweden und Dänemark strenge Zuchtlenkungsmaßnahmen zur Bekämpfung dieser Erkrankung durchgeführt. Um das Risiko zu minimieren, dass durch das Einkreuzen einer anderen Rasse neue Erkrankungen in die Population gelangen, wird jeder in der Zucht eingesetzte Hund einer DNA-Analyse unterzogen (früher MyDogDNA, inzwischen Feragen in Österreich), ebenso alle bei ProKromfohrländer geborenen Welpen.
Der Dansk-Svensk Gårdshund ist als junge Landrasse mit einer großen Genvarianz ausgestat-tet, denn es sind zahlreiche Gründertiere in die Population eingegangen. Die genetische Vielfalt liegt bei ihm ähnlich wie bei Mischlingen in einem Bereich von teilweise deutlich über 40%. Anders als bei Mischlingen liegen jedoch beim Danski umfangreiche Gesund-heits- und Stammbaumdaten vor. Somit besteht ein hoher Kenntnisstand über die allgemeine Gesundheitslage dieser Rasse.
Ein weiterer entscheidender Pluspunkt ist das Wesen des Danski. Er gehört nicht zu der Gruppe der Terrier, sondern ist in der FCI-Gruppe 2, Sektion 1 den Pinschern zugeordnet. Im Wesen ausgeglichen gilt er als sehr freundlich gegenüber Hunden, Kindern und Menschen im Allgemeinen. So trägt er dazu bei, dass der häufig nervöse und sensible Kromfohrländer mehr an Stabilität und Sicherheit gewinnt.
Als Hofhund neigt er dazu, Mäusen und Ratten nachzustellen, was nicht selten in intensivem Buddeln mündet. Dieses Verhalten findet man bei vielen Hunden, auch bei unseren Kromfohrländern. Dennoch wird diese Verhaltensweise bei den Einkreuznachkommen im Auge behalten. Wie der Kromfohrländer hat auch der Danski wenig Jagdtrieb. Das ist sehr entscheidend, weil Wesensmerkmale zuchttechnisch weniger leicht beeinflussbar sind als Merkmale des Erscheinungsbildes. Hier ähnelt der Danski häufig einem glatt-kurzhaarigen Kromfohrländer, nur dass er ein wenig kleiner und meist kräftiger ist.
Mit der kurz-glatten Haarvariante des Danskis, die beim Kromfohrländer ebenfalls vorkommt, wird nichts Neues in die Rasse eingebracht. Da sich die raue Haarqualität gegenüber dem Glatthaar dominant verhält, sind bei der Einkreuzung eines Danskis mit einem reinerbig rauen Kromfohrländer alle Nachkommen ebenfalls rauhaarig.
Die Kombination mit einem glatt-langhaarigen Hund ergibt in der ersten Generation ausschließlich kurzhaarige Nachkommen, die aber ihrerseits wieder langes Fell vererben können, wie man auf dem Bild oben sehr gut sehen kann. Im Einkreuzprojekt von ProKromfohrländer e.V. wird also ein Kromfohrländer mit einem Dansk-Svensk Gårdshund verpaart. Die Nachkommen (F1-Generation) erzielen wiederum in fortlaufender Rückkreuzung unter entsprechender Auslese mit reinrassigen Kromfohrländern Nachwuchs (F2, F3, …). Aus den Folgegenerationen werden geeignete Hunde ausgewählt, die in homogenen Würfen dem Kromfohrländer im Wesen und Aussehen wieder gleichen. Diese Hunde werden der Kromfohrländerzucht als Zuchttiere zugeführt und können damit ebenso in der Rein- wie der Projektzucht eingesetzt werden.
Naturgemäß steigt der Anteil der Kromfohrländer-Ähnlichen unter den Projekthunden von Generation zu Generation. Aber bereits unter den F1-Hunden finden sich je nach Verpaarung Vertreter, die sich im Erscheinungsbild nur sehr wenig vom reinrassigen Kromfohrländer unterscheiden, in der F2-Generation häufig bereits gar nicht mehr. Durch das erhöhte Maß an genetischer Vielfalt haben sie jedoch eine erheblich bessere Chance auf Gesundheit, Robustheit und Vitalität, was Gesundheitsumfragen bestätigen. Sie sind im Wesen durchschnittlich ausgeglichener und weniger übersensibel. Diese Eigenschaften lässt sie auch bei den Welpenkäufern immer beliebter werden, nicht wenige ziehen sie dem reinrassigen Kromfohrländer vor.
Alle Projekthunde werden im Alter von einem Jahr bei einer Sichtung einer unabhängigen Zuchtrichterin vorgestellt. Auf diese Weise kontrolliert der Verein den Verlauf des Projektes und kann mit seiner Verpaarungsstrategie stets auf Zuchtergebnisse reagieren und Anpassungen vornehmen. Durch die obligatorische DNA-Analyse aller in der Zucht eingesetzten sowie im Verein geborenen Hunde hat man einen genauen Überblick über die genetische Vielfalt der einzelnen Tiere. Damit ist jener Anteil der genetischen Merkmale gemeint, der bei einem Individuum heterozygot (mischerbig) vorhanden ist und ihm damit eine größere Auswahl an "Werkzeugen" mitgibt, um mit verschiedenen Umweltsituationen zurechtzukommen. Dies sind die durchschnittlichen Werte (Stand 2023):
Reinrassige Kromfohrländer: |
26 % |
Projektkromfohrländer F1: |
43,8 % |
Projektkromfohrländer F2: |
34,6 % |
Projektkromfohrländer F3: |
31,1 % |
Projektkromfohrländer F4: |
29 % |
Leicht zu sehen und nachvollziehbar nimmt der Wert von Generation zu Generation wieder ab. Darum werden auch in Zukunft fortlaufend Dansk-Svensk Gårdshunde sowie gegebenenfalls langfristig Hunde anderer Fremdrassen in die Population eingebracht, um der genetischen Verarmung weiter entgegenzuwirken. Es ist also nicht als vorübergehendes Projekt mit einem Abschluss zu betrachten, sondern vielmehr als eine dauerhafte Zuchtstrategie.
Dem Argument, dass durch das Einkreuzen einer anderen Rasse neue Erkrankungen in die Population gelangen, wird begegnet, indem jeder in der Zucht eingesetzte Hund einer DNA-Analyse unterzogen wird, ebenso alle bei ProKromfohrländer geborenen Welpen. Aktuell sind (noch) nicht alle Erkrankungen gentechnisch identifizierbar. Das Auftreten von Epilepsie, Autoimmunerkrankungen und weiteren Leiden kann bislang nur durch Beobachtung der einzelnen Linien und sorgfältige Auswahl der Zuchttiere eingedämmt werden. Viele dieser Krankheiten, besonders die Autoimmunerkrankungen, treten multifaktoriell auf, das heißt, die Auslöser können genetischer, umwelt- und ernährungsbedingter Natur oder die Folge weiterer, nicht immer eindeutiger Umstände sein. Klarheit besteht aber darüber, dass zu wenig genetische Vielfalt ein erhöhtes Auftreten solcher Befunde mit sich bringt.
Selbstverständlich gibt es auch innerhalb eines Einkreuzprojektes keine Garantie für gesunde Hunde, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten erblich bedingter Erkrankungen durch die genetische Auffrischung explizit sinken wird.
Der finnische Zuchtverein Suomen Kromfohrländer RY züchtet ebenfalls Kromfohrländer im Rahmen eines Einkreuzprojektes, dort ist es anders als bei in Deutschland unter dem Dachverband FCI (Fédération Cynologique Internationale) möglich. Bei der Fremdrasse fiel die Wahl auf Pudel, Jack Russell Terrier und Tibetterrier.
Wie auch in Finnland haben wir uns bei ProKromfohrländer bewusst für Hunde einer definierten Rasse zum Einkreuzen entschieden. Dadurch haben wir in hohem Maße Kenntnis über die gesundheitliche Situation innerhalb der Rasse sowie einzelner Linien. Mischlinge unbekannter Herkunft können zudem epigenetischen Einflüssen ausgesetzt sein, die schwer kalkulierbar sind und in kontrollierten Zuchstätten, aus denen Rassehunde stammen, seltener auftreten dürften. Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur widmet diesem Thema in ihrem Buch "Rassehundezucht - Genetik für Züchter und Halter" ein ausführliches Kapitel.
Was diese Vereine gemeinsam haben, ist das Ziel, den Genpool der Kromfohrländer durch ihre Einkreuzprojekte auf eine breitere und gesündere Basis zu stellen. Die Herangehensweisen sind unterschiedlich, was ZüchterInnen ebenso wie WelpenkäuferInnen die Möglichkeit gibt, die für sie richtige Wahl zu treffen. Was der Rasse der Kromfohrländer nicht dienlich sein kann, ist das Züchten außerhalb eines Vereins bzw. ohne die Unterstützung eines solchen, unabhängig, ob reinrassig oder mit Einkreuzung. Auf solche Weise „erzeugte“ Hunde finden weder den Weg in die Gesamtpopulation zu deren Bereicherung, noch unterliegt die Zucht irgendeiner der beschriebenen Kontrollen und Strategien und ist damit einer Willkürlichkeit ausgesetzt, mit deren Folgen am Ende die Hunde und ihre Familien leben müssen.
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